Januar 2019
Tim Ebert, angehender Kfz-Mechatroniker, arbeitete über Erasmus+ drei Wochen lang im schwedischen Lappland – der Europass dokumentiert dies.
Was wissen Sie eigentlich über Lappland? Tim Ebert, Auszubildender im thüringischen Greiz, konnte diese Frage vor seinem Auslandspraktikum nicht wirklich beantworten. Im September 2018 ging der 20-Jährige für drei Wochen ins nordschwedische Sorsele, wo er beruflich und privat eindrucksvolle Erfahrungen sammelte. Dokumentiert werden diese im Europass Mobilität, der ihm Anfang Dezember von Andreas Jörk, Mobilitätsberater der Handwerkskammer in Gera (HWK Gera), überreicht wurde.
„Ich habe die Dinge einfach auf mich zukommen lassen", sagt Tim Ebert, wenn er von seiner Zeit in Lappland erzählt. So sei er nicht allzu aufgeregt gewesen, vor allem aber offen für das, was ihn in der neuen Umgebung erwartete. Drei Wochen lang arbeitete er in einer Autowerkstatt in Sorsele, rund 150 Kilometer südlich des Polarkreises. Dabei wurde schon die Anreise für den 20-Jährigen zum Abenteuer, fuhr er doch mit dem eigenen PKW gegen Norden und gestaltete die Fahrt fast wie ein „Road-Movie". Am Ende hatte er 8.500 Kilometer zurückgelegt und Landschaften gesehen, die ihn tief beeindruckt haben.
Im Ort selbst wohnte er in einer Ferienunterkunft für Schüler und gewann sowohl Einblick in die Berufsschule in Arjeplog als auch in die Arbeit seines Gastgeberbetriebes. Fachlich konnte er dort sowohl in neue Bereiche hineinschnuppern als auch die Kompetenzen, die er in seiner Ausbildung erworben hat, einbringen – insbesondere als man ihn bat, den betriebseigenen Abschleppwagen zu reparieren. Keine leichte Aufgabe, zumal niemand sich mit dem Fahrzeugtyp wirklich auskannte. Doch es gelang, wobei im wahrsten Sinne des Wortes Handarbeit gefragt war.
„Es war sehr spannend zu sehen, wie andere arbeiten und was wir vielleicht auch im eigenen Betrieb besser machen könnten", unterstreicht Tim Ebert, der vor allem die Arbeitsmentalität in Schweden als positiv empfand. „Die Leute sind einfach entspannter. Selbst wenn sie die gleiche Arbeit wie wir in Deutschland machen, geschieht das mit weniger Stress". Sein Wunsch ist es, auch in Deutschland ein Stück von dieser Einstellung zu erhalten und positiv an die Dinge heranzugehen. Denn mehr Gelassenheit könne ja auch mehr Qualität bedeuten, das habe er in Sorsele gelernt.
Ein Höhepunkt seines Aufenthaltes war auch der Besuch der Berufsschule in Arjeplog. So absolvieren die Schweden im Unterschied zum deutschen System zwar eine rein schulische Berufsausbildung, die großen und modernen Werkstätten, die ihnen dabei zur Verfügung stehen, haben Ebert jedoch beeindruckt. „Das Tolle ist, dass die Azubis dort Dinge ausprobieren und in der Tiefe lernen, wie man etwas repariert. Sie können Dinge ausprobieren und entwickeln ein Verständnis für die Zusammenhänge", betont er. Das ist ihm wichtig, denn Technikwissen allein reiche oftmals nicht aus.
Als Anerkennung und Dokumentation der Kenntnisse und Erfahrungen, die er während der Zeit in Lappland erworben hat, verlieh ihm Andreas Jörk, Mobilitätsberater der HWK Gera, Anfang Dezember den Europass Mobilität. Dieser hatte durch einen Vortrag zum Thema „Berufsbildung ohne Grenzen" in der Berufsschule Gera die Lust auf den Auslandsaufenthalt bei dem 20-Jährigen erweckt. Mit Unterstützung von Andreas Jörk und Stefan Meißner, Geschäftsführer der PRG Personen- und Reiseverkehr Greiz GmbH, gelang es schließlich, das Projekt auf den Weg zu bringen und entsprechend zu organisieren.
Meißner hatte während seines Studiums selbst eine Zeit im Ausland verbracht und kennt daher die Vorteile derartiger Maßnahmen. Den Europass schätzt er, weil dieser die im Ausland gewonnenen Fähigkeiten dokumentiere und dem Profil der jeweiligen Persönlichkeit eine besondere Note gebe. Dazu Meißner: „Wir leben nun einmal im Europa des 21. Jahrhunderts und in einer globalisierten Welt. Gerade deshalb halte ich es für wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und neue Eindrücke zu gewinnen. Das hilft enorm, sich im globalisierten Europa zurechtzufinden".
Auch Tim Ebert ist froh über den Europass. Er sieht darin ein gutes Instrument, um aufzuzeigen, was er im Ausland gemacht und gelernt hat. „Ich glaube, das erhöht meine Chancen im Berufsleben, vor allem wenn ich noch einmal ins Ausland möchte. Mit dem Europass kann ich nachweisen, dass ich mich in ungewohnten Situationen gut zurechtfinde."
Perspektivisch möchte der Auszubildende gerne einmal einen ganzen Winter in Lappland verbringen, zumal es dann noch mehr Arbeit gibt als im Sommer, weil viele Touristen in die Region kommen. Zunächst einmal aber wird er Anfang 2019 seine Ausbildung beenden und hofft, anschließend von der PRG Personen- und Reiseverkehr GmbH Greiz übernommen zu werden. Dann plant er auch seinen Busschein zu absolvieren, um als Fahrer arbeiten zu können. Vielleicht ließe sich das ja auch einmal wieder mit einer Reise nach Lappland verbinden.
Text von Manfred Kasper