November 2017
Die beiden angehenden Industriemechaniker Maximilian Junker und Friedrich Garske nutzten im Juli 2017 die Chance, vier Wochen lang Auslandserfahrung in einem Automotive-Unternehmen im italienischen Vicenza zu sammeln. Dokumentiert sind die Fähigkeiten, die sie dabei erwarben, im Europass. Diesen erhielten Garske und Junker Ende Oktober 2017.
Es war das erste Mal, dass der ausbildende Betrieb – die EBK Krüger GmbH & Co. KG im brandenburgischen Teltow – an einem derartigen Projekt teilnahm. Die gemachten Erfahrungen sind durchweg positiv. „Aufmerksam geworden sind wir durch eine Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer in Potsdam, in deren Rahmen auch die Europässe verliehen wurden“, berichtet Mirko Wagner, Leiter für Ausbildung bei der EBK Krüger GmbH & Co. KG, die an drei Standorten in Berlin-Adlershof, Berlin-Marienfelde und Teltow Motorkomponenten für fast alle Automobilhersteller in Europa sowie Elektromechanische Komponenten produziert. „Ich kannte das bis dahin nur von Studierenden und wusste gar nicht, dass es so etwas auch in der Berufsbildung gibt. Für uns war es sehr interessant, unseren Auszubildenden auch solche Möglichkeiten bieten zu können.“
Als erste Azubis des Unternehmens gingen Maximilian Junker (21) und Friedrich Garske (25), beide im dritten Lehrjahr zum Industriemechaniker, im Juli 2017 für vier Wochen nach Vicenza, wo sie in einem Unternehmen des Automotivesektors arbeiteten. Der Anreiz lag für beide sowohl in der Möglichkeit, einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen und neue Erfahrungen zu sammeln, als auch darin, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben und das Portfolio der heimischen Ausbildung abzurunden.
Fachlich konnten sie dabei das im Ausbildungsbetrieb und der Schule erlernte Know-how sinnvoll ergänzen. Maximilian Junker betont: „Vieles, das ich hier in Deutschland nur aus der Theorie kenne, habe ich dort in der Praxis erlebt und eingesetzt.“ Das gilt vor allem für die Arbeit mit der Computer Numerical Controlling (CNC)-Technik, einem elektronischen Verfahren zur Steuerung von Werkzeugmaschinen. Auch für Garske war die Arbeit mit dem hochmodernen Verfahren inhaltlich ein Höhepunkt: „Wir durften richtig an die Maschinen ran. In der Ausbildung lernen wir ansonsten ein Grundverständnis für derartige Technologien. Die Möglichkeit, sie direkt vor Ort zu bedienen, war für mich etwas ganz Besonderes.“
Etwas schwierig hingegen war es anfangs mit der Sprache, zumal viele ältere Kollegen nur Italienisch sprachen. Doch auch das bekamen Junker und Garske in den Griff. Beide glauben, dass sie letztlich in der Zeit in Vicenza reifer geworden und gewachsen sind. Unisono betonen sie: „Es war ja für uns beide das erste Mal, dass wir über einen so langen Zeitraum in einer Arbeitssituation im Ausland waren. Es war spannend zu sehen, ob und wie das funktioniert, sowohl in der Arbeit als auch im Alltag. Letztlich sind wir an unseren Aufgaben gewachsen und haben in Situationen, die wir im konkreten Augenblick als schwierig empfunden haben, immer einen Weg gefunden.
Die Ergebnisse des Lernaufenthalts in Vicenza wurden im Europass Mobilität dokumentiert. Friedrich Garske findet gut, dass dort bescheinigt wird, was er konkret gemacht und welche Kenntnisse und Fähigkeiten er dabei erworben hat. Er ist überzeugt, dass er den Europass bei einer Bewerbung verwenden wird und kann sich vorstellen, noch einmal für ein paar Monate ins Ausland zu gehen, um dort zu arbeiten. Auch Maximilian Junker glaubt, dass das Dokument ihm in Zukunft Türen öffnen könnte. Gerade innerhalb Europas sei es wichtig, dass Kompetenzen vergleichbar seien, um sich ein besseres Bild machen zu können. Das sieht Mirko Wagner ähnlich:
Die Möglichkeit, während der Ausbildung ins Ausland gehen zu können, wertet die Berufsbildung auf. Deshalb werden wir auch in Zukunft Erasmus+ und Instrumente wie den Europass unterstützen. Für uns ist es wichtig, dass die jungen Leute umfassend ausgebildet werden. Das sagen wir auch den Bewerbern, die bei uns eine Ausbildung machen möchten.
Die Mobilitätsangebote seien zugleich ein Imagefaktor für das Unternehmen und ein wichtiges Plus im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen. Denn letztlich wolle jeder gute Auszubildende gewinnen. Mit dem Angebot, während der Ausbildung ins Ausland zu gehen, sei man diesbezüglich schon einen Schritt weiter als andere.
Wichtig für das Gelingen der Maßnahme war die Unterstützung durch den Verein für Arbeitsmarktintegration und Berufsförderung (AIB) in Potsdam. Michael Ludwig, Koordintaor Erasmus+ beim AIB, hat letztlich die komplette Organisation – von der Auswahl des Partnerbetriebs über die Unterbringung vor Ort bis zu Flugtickets, Verträgen und der Übergabe der Europässe gesteuert. „Meine Arbeit ist es, die Mobilität zu bewerben und sie für Unternehmen und Schulen möglich zu machen. Dabei biete ich ein Komplettpaket – sozusagen ‚alles aus einer Hand’, um eventuelle Zugangsschwellen abzubauen“, erläutert er. Darüber hinaus bereitet Ludwig die Teilnehmer interkulturell und organisatorisch auf die Auslandsaufenthalte vor. Aufgrund seiner Kontakte vor Ort kann er gut und schnell agieren und passgenaue Lösungen finden. Ganz so wie beim Vicenza-Projekt der EBK Krüger GmbH & Co. KG.
Text von Manfred Kasper