06.03.2024
Der Europass Mobilität dokumentiert Lernergebnisse von Auslandsaufenthalten. Im März 2024 hat das Dokument die 400.000er-Marke „geknackt“. Damit bleibt Deutschland europäischer Spitzenreiter. Überreicht wird der 400.000ste Europass am 14. März 2024 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres an einen Auszubildenden der Louise-Schroeder-Schule.
Wer während seiner Ausbildung oder seines Studiums die Chance nutzt, für einen Lernaufenthalt ins europäische Ausland zu gehen, erweitert nicht nur seine fachlichen Kenntnisse, sondern erwirbt zugleich wichtige soziale und interkulturelle Kompetenzen. Sichtbar macht dies der Europass Mobilität, der in Deutschland seit 2005 zum 400.000sten Mal beantragt wurde. Er zeigt nachvollziehbar und europaweit vergleichbar, welche Fähigkeiten während des Auslandsaufenthaltes erworben wurden.
Auslandserfahrung spielt auf dem Arbeitsmarkt eine immer wichtigere Rolle und hilft, Fähigkeiten zu entwickeln, die für das Berufsleben von großer Bedeutung sind. Davon ist auch Berthold Hübers überzeugt, Leiter der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung, die das EU-Bildungsprogramm Erasmus+ für die Bereiche Berufs- und Erwachsenenbildung umsetzt:
Auslandsaufenthalte steigern die Attraktivität der beruflichen Bildung und bereiten unsere Azubis auf das Leben und die Arbeitswelt vor. Sie erhöhen deren Chancen im Arbeitsmarkt und vermitteln den Teilnehmenden darüber hinaus europäische Werte. 400.000 Europässe Mobilität, das heißt 400.000 Begegnungen in und mit Europa. Ich halte das für sehr wichtig, denn wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, dass Europa kein Selbstläufer ist.“
Berthold Hübers
Nach dem Brexit und der Corona-Pandemie erreiche die Nachfrage nach Erasmus+ derzeit neue Höchstwerte, so Hübers. Bis 2025 sollen acht Prozent aller Auszubildenden die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes nutzen. Ziel sei es, dabei noch inklusiver und innovativer zu werden als bislang.
Mit dem Erreichen der 400.000er-Marke hat sich die Zahl der Europässe Mobilität seit 2016 verdoppelt. Unterstrichen wird dies durch die Dynamik des Programms Erasmus+, über das ein Großteil der mit dem Europass dokumentierten Auslandspraktika realisiert wird: Erasmus+ weist eine stetig wachsende Nachfrage auf. Im Jahr 2022 wurden rund 26.000 Projekte unterstützt, mehr als 1,2 Millionen Menschen konnten an einer Lernmobilität teilnehmen.
Wiltraut Zick ist Lehrerin an der Louise-Schroeder-Schule und organisiert als Mitglied des dortigen EU-Teams seit mehr als 20 Jahren über Erasmus+ und die Vorgängerprogramme geförderte Auslandspraktika für Auszubildende. Sie ist überzeugt: „Auslandspraktika bereichern die Ausbildung. Durch die Auslandsaufenthalte können die Teilnehmenden ihre sprachlichen und interkulturellen Fähigkeiten ausbauen und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln.“ Der Europass Mobilität stelle die dabei erworbenen Kompetenzen anschaulich und umfassend dar. Das sei der Türöffner bei Personalverantwortlichen.
Auch Klaus Naumann, Ko-Leiter von GoEurope, einem Arbeitsbereich der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin, setzt bei den über Erasmus+ geförderten Auslandslernaufenthalten für Auszubildende auf europäische Standards. Er unterstreicht: „Der Arbeitsmarkt in einer globalen Welt braucht internationale Kompetenzen, die die jungen Menschen während der Auslandspraktika sammeln und mit dem Europass dokumentieren können.“
Doch nicht nur die Auszubildenden profitieren vom Europass, so Andreas Jörk, Mobilitätsberater bei der Handwerkskammer Gera. Die Verleihung des Dokuments stelle auch eine Anerkennung für die Berufsschulen und Unternehmen dar, die jungen Menschen die Gelegenheit zum Lern- und Arbeitsaufenthalt im Ausland geben. Seine Erfahrung ist, dass immer mehr Unternehmen den Europass Mobilität nutzen. Die Gründe dafür seien vielfältig. So habe der Europass Mobilität „auf Grund seiner Echtheit und Seriosität“ einen hohen Stellenwert in der Wirtschaft, zumal er die erworbenen Fähigkeiten von Bewerberinnen und Bewerbern bestens abbilde. Jörk: „Dank des Europass Mobilität kann ich mir als Personalerin oder Personaler ein hervorragendes Bild von den Fähigkeiten meiner Bewerberinnen und Bewerber machen.“ Hinzu komme der Faktor Motivation, denn wer eine Zeit im Ausland gearbeitet habe, zeige Eigeninitiative und Mut – ein wichtiger Aspekt zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Der Europass Mobilität ist längst zu einer europaweiten Auslandsqualifikation in der beruflichen Bildung und zu einem wertvollen Baustein für den Lebenslauf geworden. Doch Europass bietet weit mehr: Seit Juli 2020 unterstützt das Europass-Portalals kostenlose Plattform für das Lernen und Arbeiten in Europa sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Auszubildende, Studierende, Jobsuchende und Berufstätige bei Jobsuche, Bewerbung und Karriereplanung. Herzstück der Plattform ist das E-Portfolio, ein geschützter Online-Speicherplatz, in dem die Nutzerinnen und Nutzer ein individuelles Profil anlegen können und es im Rahmen von Bewerbungen zeitlich befristet teilen können. Weitere Funktionen sind u.a. der Lebenslauf-Editor, das Tool zur Selbsteinschätzung Digitaler Kompetenzen sowie die Online-Bibliothek, in der Zeugnisse und Zertifikate wie auch der Europass Mobilität gespeichert werden können. Darüber hinaus bietet das Europass-Portal einen Überblick über den europäischen Arbeitsmarkt und die geforderten Kompetenzen einzelner Berufsbilder.