10.09.2024
Die Europass Zeugniserläuterungen haben sich als Kurzbeschreibung der durch die Berufsbildung erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen in vielen Bereichen etabliert. Sie machen Berufsabschlüsse europaweit vergleichbar, indem sie Hinweise zu deren Dauer, Art und Niveau sowie zum Bildungsgang liefern, mit dem der Abschluss erlangt werden kann. Nun liegen sie in Deutschland erstmals auch für Meisterberufe im Handwerk vor – ein wichtiges Instrument zur Information, Transparenz und beruflichen Mobilität, das individuelle Karrierewege unterstützt.
Die Zeugniserläuterungen sind ein Bestandteil von Europass, einem kostenlosen Angebot der EU für das das länderübergreifende Lernen und Arbeiten in Europa. Alle verfügbaren Zeugniserläuterungen sind auf der Website des Nationalen Europass Centers in der Nationalen Agentur Bildung für Europa www.europass-info.de verlinkt.
„Die neuen Europass Zeugniserläuterungen ermöglichen es, das hohe Niveau und die Kompetenzen, die im Rahmen einer Meisterqualifikation in Deutschland erworben werden, auch international zu vermitteln“, betont Fred Schumacher vom Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln (FBH). Neben dem Benefit im europäischen Kontext gehe es aber auch darum, die Zeugniserläuterungen bei Bewerbungen im Inland einsetzen zu können: „Es ist eine unserer wesentlichen Aufgaben, an der Fort- und Weiterbildung unserer Meister zu wirken. Das machen wir in erster Linie über Neuordnungsverfahren, mit denen wir die Herausforderungen und Ziele für die einzelnen Berufe anpassen. Die Zeugniserläuterungen sorgen dafür, die jeweiligen Anforderungen erkennbar zu machen“, so Schumacher.
Jede Zeugniserläuterung weise in ihren Unterpunkten eine gewerkespezifische Ausprägung auf, die mit den Fachgewerkschaften und Fachverbänden abgestimmt wurde. Diese praxisbezogene, sozialpartnerschaftliche Komponente ist auch Dr. Anett Brauner, Referatsleiterin im Bereich Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), wichtig. Aus Sicht des ZDH, der als Dachverband die Interessen der Handwerksbetriebe in Deutschland vertritt, unterstreicht sie: „Die Zeugniserläuterungen für Meisterabschlüsse machen im europäischen, aber auch im nationalen Kontext sichtbar, wie vielfältig Bildungskarrieren im deutschen Handwerk gestaltet werden können. Die kompakte Beschreibung der Kompetenzen einer Meisterqualifikation und der Aufstiegsmöglichkeiten, die aufbauend auf dem Meisterabschluss möglich sind, stärken die Attraktivität der dualen Berufsausbildung im Handwerk. Denn so wird deutlich, dass das deutsche Berufsbildungssystem ebenso individuell gestaltbare Berufslaufbahnen eröffnet wie etwa der akademische Bereich.“
Die neuen Zeugniserläuterungen für Meisterfortbildungen komplettieren die vorhandenen Zeugniserläuterungen und runden das Bild der Aus- und Weiterbildungsformate in Deutschland ab. Insgesamt liegen nun rund 700 Zeugniserläuterungen vor. Für die Erstellung sind verschiedene Institutionen verantwortlich: Die Zeugniserläuterungen zu den Aus- und Weiterbildungen des dualen Systems werden unter Federführung des Bundesinstituts für Berufsbildung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern erstellt, die Zeugniserläuterungen für landesrechtlich geregelte vollzeitschulische Aus- und Weiterbildungen werden von den Kultusministerien der Länder und dem Sekretariat der Kultusministerkonferenz erarbeitet.
Europass ist ein kostenloser Service der EU für Bewerbung und Jobsuche. Er hilft beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen, der Karriereplanung sowie der Dokumentation von Kompetenzen und dem Vergleich von Qualifikationen. Über die Zeugniserläuterungen hinaus bietet Europass weitere Dokumente zum Lernen und Arbeiten in Europa, beispielsweise den Europass Mobilitätsnachweis oder das Europass Diploma Supplement. Seit Juli 2020 unterstützt das Europass-Portal als kostenlose Plattform sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Auszubildende, Studierende, Jobsuchende und Berufstätige bei Jobsuche, Bewerbung und Karriereplanung. u.a. mit Tools wie dem Lebenslauf- und dem Anschreiben-Editor. Herzstück der Plattform ist das E-Portfolio, ein geschützter Online-Speicherplatz, in dem die Nutzerinnen und Nutzer ein individuelles Profil anlegen können und es im Rahmen von Bewerbungen zeitlich befristet teilen können.